日本にいた – oder so ähnlich…

Nachdem ich zuletzt schon einiges über Japan an und für sich gelesen und in einem früheren Beitrag auch davon berichtet habe, war es vor einigen Wochen so weit: Meine erste Dienstreise in das so weit entfernte Land des Lächelns stand an.

Japanische Burg

Wunderschöne Bauten mit umschließender Parkanlage.

Als diese Reise angekündigt wurde, habe ich mich anfangs verhalten gefreut. Mir war klar, dass es ein langer Flug werden würde, dass das Brauchtum komplett anders ist und nicht zuletzt, dass dort alle Japanisch sprechen würden und auch alles fast ausschließlich auf japanisch ausgeschildert sein würde. So gingen die Wochen ins Land, irgendwann lag der Reiseplan vor, die Woche darauf auch die Bestätigung der Hotels, von Aufregung noch keine Spur, nur, dass mir immer klarer wurde, dass ich tatsächlich eine solche Reise unternehmen würde und zwar nicht irgendwann einmal, sondern zu einem bereits bekannten Zeitpunkt. Aufregung setzte dennoch keine ein. Die kam erst an der Woche vor Reiseantritt auf, als mir das ganze Elend dieser Unternehmung bewusst wurde. Ich würde wirklich von zu Hause weg müssen und das mit einem beinahe dreizehn Stunden andauernden Flug. Noch dazu: Um eine beinahe sinnlose Aufgabe auszuführen. Ich bekam also Angst. Dennoch trat ich den Flug selbstverständlich an, denn trotz allem Unwohlsein, dazu gleich noch etwas mehr, war ich auch unglaublich neugierig auf dieses Land und die Menschen, die es bewohnen. Aber viel wichtiger als all das: Ich wollte einkaufen! Viele tolle Sachen, bunt, mit Manga-Figuren darauf, in Geschmacksrichtungen die ich nicht kenne und auch nicht entziffern kann. Genau so kam es dann auch. Jedoch erst noch etwas zum Unwohlsein: Zwei Wochen vor meinem Abflug gab es in Japan, mal wieder, ein Erdbeben. Japaner sind das bekanntlich gewohnt und stören sich daran nur unmaßgeblich, für Europäer ist das jedoch alles, aber keine Kleinigkeit. Zumal das Beben mit einer Stärke von knapp unter sechs gemessen wurde und das ausgerechnet am Zielort meiner Reise, Tokyo. Als dann eine Woche später keine weiteren Beben gemeldet wurden, war wieder alles gut. Doch in Japan angelangt erfuhr ich, dass es am Tag zuvor erneut ein Beben gegeben habe. Immerhin war ich da noch in Deutschland. Es blieb also die Hoffnung ohne Beben-Erfahrung zurückkehren zu können.

Ein Blick über den Hafen von Yokohama.

Ein Blick über den Hafen von Yokohama.

Nun zur eigentlichen Reise: Abflug war am Montag, angesetzt für 13:00 Uhr, es wurde natürlich etwas später, aber immerhin lief alles reibungslos. Übrigens kann ich jedem dazu raten bei Starts und Landungen Kaugummi zu kauen. Ich hatte explizit eine Packung, die Hilfe bei Reisekrankheit versprach dabei. Es hat mir wirklich sehr geholfen! Während dem Flug hatte ich nichts zu beklagen. Das Menü der Business-Class traf leider nicht so ganz meinen Geschmack und die japanische Variante wollte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausprobieren. Vielleicht wäre diese besser gewesen. Wir werden es wohl nie erfahren… So kam also Gang um Gang das Essen, jedoch mit zahlreichen Pausen, sodass ich tatsächlich während dem ganzen Prozedere eingeschlafen bin, mehrfach! Der Grund hierfür ist leicht gefunden: Es war Montag und bekanntlich kann ich von Sonn- auf Montag nie besonders viel schlafen, in der Regel drei bis vier Stunden, doch aus gegebenem Anlass waren es eher ein oder zwei. So musste sich mein Sitznachbar also über mich ärgern, da ich ständig einschlief und er somit über mich hinüberklettern musste, wenn er aufstehen wollte. Immerhin ein kleiner Trost für mich: Mein Entertainmentsystem war defekt, sodass diesem keinerlei Ton zu entlocken war und ich somit nichts verpasst habe. Auf dem Rückflug sollte sich das noch als Segen erweisen. Denn der Flug nach Japan war ein Nachtflug, zu schlafen war somit grundsätzlich erwünscht. Der Rückflug war jedoch ein Tagflug, entsprechend hell und gut dazu geeignet alle Filme, die ich auf der Hinreise nicht sehen konnte, doch noch anzuschauen. Der unglaublich lange Flug war auf dem Rückweg daher wirklich erträglich. Ich sah also: The LEGO Movie, Der Hobbit: Smaugs Einöde, Muppets Most Wanted, Anchorman 2 und ein weiterer Film, der mir nun nicht mehr einfallen will. Hätte ich auf der Hinreise also Filme geschaut anstatt zu schlafen und zu lesen, wäre der Rückflug ungleich langweiliger geworden, weitere annehmbare Titel waren im Entertainmentsystem nicht verfügbar. Leider blieb ich auf der Anreise nicht von Kopfschmerzen verschont. Überstanden habe ich es trotzdem. In Japan angekommen, schnell noch knapp zwei Stunden im Transferbus mit Richtung Hotel gedöst und dann zwecklos versucht in letzterem einzuchecken. Wir waren zu früh dran. Also Gepäck abgegeben und gleich ins Büro. Dieses war gar nicht so schwer zu finden, trotz mangelnder Sprachkenntnisse, unglaublicher Müdigkeit und dem sagenumwobenen Jetlag. Der Kollege vor Ort, mir schon durch seinen Aufenthalt in Deutschland bekannt, hatte bereits Vorbereitungen getroffen, sodass wir nur noch all unsere Ausrüstung im Auto verbauen mussten. Gegen 19:00 Uhr Ortszeit waren wir damit fertig, ebenso mit den Nerven. Als Entschädigung gönnten wir uns jedoch ein gutes Abendessen und zwei Bier. Hier möchte ich für nicht-deutsche Brauereien eine Lanze brechen: Das Bier war wirklich gut! (Aber auch ziemlich teuer) Kein Vergleich zu dem, was ich den den Vereinigten Staaten schon vorgesetzt bekommen habe…

Suntory - Japanisches Bier

Mein erstes Bier in Japan. Marke Suntory. Sehr schmackhaft, mit stabiler Schaumkrone.

Die folgenden Tage verbrachten wir überwiegend im Auto, weshalb ich einen kleinen Eindruck von Tokyo, Nagoya, Kyoto und Osaka gewinnen konnte. Allesamt sehr schön anzusehen, vor allem bei Nacht und aus einem hohen Stockwerk. Leider machen die Städte bei Tag nicht so viel her, wie ich erwartet hatte, die Bauten wirken oft nicht so modern, wie ich es von der asiatischen Technologie-Hochburg erwartet hatte. Nebenstraßen sind grundsätzlich stark mit Oberleitungen auf Holzmasten verziert. Ein Anblick, den man aus Deutschland in dieser Form schon lange nicht mehr kennt. Die Überlandfahrten, bei denen wir auch kleinere Orte passierten, verschafften mir Klarheit darüber, wieso in Japan wirklich alle in die Städte ziehen. Die ländliche Idylle wirkt aus der Distanz majestätisch, zumal immer steile Berge oder das Meer im Bild sind, bei näherem Betrachten offenbart sich jedoch die teils marode Bausubstanz. Dennoch hat es alles einen gewissen Charme und fügt sich zu einem stimmigen Bild von diesem wunderbaren Land zusammen.

Oberleitungen in Tokyo

Oberleitungen dieser Art dominieren sämtliche Nebenstraßen. Auch in Tokyo.

Den Fuji haben wir umfahren, jedoch bei leichtem Regen, starkem Nebel und extremer Müdigkeit, weshalb ich vom größten Berg Japans leider nichts zu sehen bekam. Wirklich schade. Beim nächsten Mal, vielleicht. Was mir jedoch von der gesamten Unternehmung vor Allem im Gedächtnis blieb sind die Einkaufsmöglichkeiten und das gute Essen. Nirgends verstand ich irgendetwas, was Kassiererinnen nie daran gehindert hat ihren Willkommen geschätzter Kunde…-Monolog aufzusagen.

Das muss daran liegen, dass Englisch als erste Fremdsprache im alltäglichen Japan noch nicht angekommen ist. Aus meiner eigenen Erwartung heraus nahm ich an, dass alle Japaner zumindest gebrochen Englisch sprechen, doch sowenig, wie ich dies von im deutschen Tchibo arbeitenden Hausfrauen erwarten kann, ebenso hätte ich davon ausgehen können, dass auch in Japan Verkäufer im Supermarkt oder Bedienungen im Schnellrestaurant nicht der gehobeneren Bildungsschicht angehören.

Freundlich und zuvorkommend waren sie jedoch allemal. Abschließend stelle ich eine Galerie der von mir verzehrten Speisen vor. Die Bilder sind so gut es geht beschriftet, immerhin wusste ich auch nicht immer, was gerade auf den Tisch kam…

Wie man unschwer erkennen kann, bin ich ein ums andere Mal über meinen eigenen Schatten gesprungen und habe Dinge gegessen, die ich zuhause gemieden hätte. Der getrocknete Tintenfisch war übrigens ein Mitbringsel und wurde in Deutschland probiert. Ein sehr interessantes Gefühl so etwas zu probieren. Schlussendlich halte ich fest, dass (fast) all meine Befürchtungen unbegründet waren. Es bleibt das Gefühl, dass ich irgendwann nochmal nach Japan möchte. PS.: Noch eine Impression von den überall vorzufindenden Toiletten. Selbst an Autobahn-Raststätten sind solche Luxus-Geräte verbaut…

Bedienelemente einer typisch japanischen Toilette.

Bedienelemente einer typisch japanischen Toilette.

1 comment for “日本にいた – oder so ähnlich…

  1. Trice B.
    15. Juni 2014 at 14:02

    Hui, das klingt toll. Ich will auch mal nach Japan! 🙂

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